Praxiseinblicke
Einblick in die Praxis!
Medizinstudentin Franziska Fleury
Lust aufs Land
Zwei Wochen Blockpraktikum Allgemeinmedizin in einer Landarztpraxis? „ Wie uncool ist das denn“, so das Vorurteil vieler Medizinstudierenden. Franziska Fleury hat genau das Gegenteil erlebt. Die Medizinstudentin aus Lübeck sammelte in der Lehrpraxis der beiden Hausärzte Dr. Gerrit Schenk und Dr. Carsten Haas in Lensahn (Kreis Ostholstein) wertvolle Erfahrungen.
- Art der Praxis
- Ort
- Fachrichtung
- Lehrpraxis
Das Team der Hausarztpraxis Lensahn bekam in den ersten beiden Märzwochen personelle Verstärkung von der Universität zu Lübeck. Medizinstudentin Franziska Fleury hatte sich für ihr Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin ganz gezielt für die Praxis von Dr. Gerrit Schenk und Dr. Carsten Haas entschieden. Schon beim ersten Blick auf die Liste der infrage kommenden Lehrpraxen für Allgemeinmedizin kam die Gemeinschaftspraxis, in der neben den beiden Praxisinhabern mit Dr. Saskia Rössing, Dr. Claudia Freitag-Baake, Julika Steinberg und Anne Miersch auch vier angestellte Ärztinnen tätig sind, sofort in die engere Auswahl. Das war kein Zufall, denn die Lehrpraxis hatte Fleury bereits als Station der Praxistour für Medizinstudierende, die die KVSH im Rahmen ihrer Nachwuchskampagne „Mehr.Arzt.Leben!“ im Juni 2018 organisierte, kennengelernt. Ihr gefielen der offene, teamorientierte Umgang und das breite medizinische Spektrum. „Dr. Haas hat außerdem die Zusatzqualifikation manuelle Medizin, die mich persönlich auch sehr interessiert“, erklärt Fleury, die gelernte Krankenpflegerin ist. Ein Anruf genügte und sie konnte anfangen. Die 100 lange Kilometer Fahrstrecke von Lübeck nach Lensahn und zurück waren für sie kein Hindernis. Sie hatte rechtzeitig den Fahrtkostenzuschuss der KVSH für das Blockpraktikum in Höhe von 20 Cent/Kilometer beantragt. „Das hilft mir weiter. Ich komme jetzt ins neunte Semester und will möglichst viele praktische Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Krankheitsbildern sammeln und den richtigen Umgang mit den Patienten lernen. Zwei Wochen in einer großen Versorgerpraxis auf dem Land sind da genau das Richtige“, so Fleury. Die 29-Jährige stammt aus Wismar, wuchs auf der Insel Poel auf und charakterisiert sich selbst als Menschen, der das Landleben kennt und dem es gut gefällt: „Wenn die Rahmenbedingungen wie Arbeitsumfeld und Infrastruktur, wie hier in Lensahn stimmen, ist das toll“.
Von Lübeck nach Lensahn
Für ihre Entscheidung, ins ländliche Ostholstein zu gehen, erntete sie bei ihren Kommilitonen ungläubige Blicke. Eine Niederlassung auf dem Land ist bei vielen Medizinstudierenden zwar nicht generell schwer angesagt, erläutert sie. „Es sei denn, die Studenten kommen selbst vom Land. Ich hatte gute Gründe, nach Lensahn zu gehen. Ich wollte gerade keine Stadtpraxis, sondern lieber eine größere und gut ausgestattete Landarztpraxis, in der ich die Grundlagen hausärztlicher Arbeit bei möglichst vielen Ärzten lernen kann“, erklärt die Blockpraktikantin. Der persönliche Kontakt zu den Patienten war für sie dabei ein sehr wichtiges Kriterium. „Mich interessiert nicht nur das Krankheitsbild, sondern der Mensch und sein Lebensumfeld. In einer Praxis auf dem Land erlebe ich die Patienten sehr intensiv und bekomme auch viel mit, z. B. bei Hausbesuchen oder wenn ich mir die Familienstrukturen anschauen kann“, erklärt Fleury. Außerdem wollte sie gern in eine Gemeinschaftspraxis, denn diese Praxisform erscheint ihr besonders attraktiv zu sein. „Wenn ich als Frau an das Thema Familienplanung denke, ist es gut, viele Ärzte im Team zu haben, um die Arbeit und auch die finanzielle Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Auch Teilzeit und ein Anstellungsverhältnis sind dann kein Problem. Größeren kooperativen Praxen gehört gerade auf dem Land deshalb sicher die Zukunft“, ist sie sich sicher.
Gutes Arbeiten im Praxisteam
Die vielen praktischen Erfahrungen und der intensive Umgang mit den Patienten überzeugten sie in den zwei Wochen Blockpraktikum am meisten. „Jeder Tag war neu und anders spannend, denn wir haben hier Patienten im Alter zwischen 0 und 99 Jahren, die mit den unterschiedlichsten Problemen zu uns kommen. Ich konnte allen Ärzten über die Schulter schauen, mir ihren Gesprächsstil anschauen, war bei Patientengesprächen dabei und habe auch einige kleinere Untersuchungen selbst vornehmen dürfen. Ich habe Patienten abgehört oder auch mal in Rachen und Ohren hineingeschaut“, berichtet sie. Dazu kamen die spannenden Hausbesuche und viel positives Feedback von Patienten und Lehrärzten. „Das hat mich sehr motiviert. Ich kann mir jetzt noch besser vorstellen, später als Hausärztin zu arbeiten als vor dem Blockpraktikum. Das ist genau mein Ding und ich kann mir gut vorstellen, das auch die nächsten 30 Jahre zu machen. Warum nicht auf dem Land?“, so das Resümee von Fleury.